Finkental bei Richstein - Urlaub in der Natur

© 2004 Theo Pilecki Birkefehl

Richstein – ein Leben in der Natur

Bad Berleburger Ortschaft liegt inmitten eines 52 Hektar großen FFH-Schutzgebietes

howe Richstein. »Im liebenswertesten Dorf der liebenswertesten Stadt im schönsten Kreis« begrüßte gestern Richsteins Ortsvorsteher Michael Sittler die Kreisbewertungskommission. Landrat und Jury-Chef Paul Breuer konterte lachend, man freue sich auf Richstein als »stolzester Landrat des stolzesten Kreises und mit der einsatzfähigsten Kommission«. Genug der witzigen Laune: Kurz darauf ging es auch schon los, denn die zwei Stunden Zeit sollten knapp werden für die Richsteiner.

Die präsentierten sich zunächst einmal von ihrer schönsten Seite – im wahrsten Sinne des Wortes –, denn satte 52 Hektar Fläche befinden sich im FFH-Schutzgebiet. Magerwiesen mit den herrlichsten bunten Blumen, Weiden, Nass- und Feuchtgrünland: »Man hat die Unterschutzstellung in Richstein nicht torpediert«, versicherte Michael Sittler. Begleitet von zahlreichen Bürgern machte sich die Jury auf den Weg. Den sorgsamen Umgang mit der Natur pflegten die Richsteiner, hieß es. Die Kommission erkannte das freilich. Drei Ferienwohnungen und das Didoll mit zahlreichen Betten komplettierten das Bild einer kleinen Ortschaft, die für Urlauber ein wahres Paradies darstellt.

Bauland mit 20 möglichen Häusern und geschlossene Baulücken machen das Leben lebenswert in Richstein, zumal die Ortschaft 60 Arbeitsplätze und etliche Ausbildungsplätze vorhält. Leider gibt es keinen Lebensmittelladen mehr im Dorf, ebenso greift das Phänomen der Leerstände. Leer stehende Häuser – das sei kein Einzelproblem, wie Paul Breuer erläuterte.

Im Rahmen der Zukunftsinitiative 2010 wolle der Kreis künftig mit einem Architektenwettbewerb Impulse setzen. Die Menschen würden immer älter, jüngere zögen fort, der Umbau des alten Hauses komme für viele wegen des großen Aufwands, auch finanziell, nicht in Betracht. Richstein bot der Kommission eine Menge: Die Kirche und alte Schule mit dem entsiegelten Hof, die Burg Richstein, das inzwischen 45 Jahre alte Frosthaus, um dessen Erhalt sich die örtliche Gefriergemeinschaft kümmert, der schmucke Friedhof, die geschieferte Friedhofskapelle und nicht zuletzt der Naturlehrpfad, den die Richsteiner gemeinsam mit der Grundschule Dotzlar angelegt haben. Eine gewichtige Rolle spielen die Vereine im Ort. Die Feuerwehr zum Beispiel zeichnet für die meisten Feste und Zusammenkünfte verantwortlich – und für ein Biotop, das eigentlich ein Löschteich sein sollte. Inzwischen hat sich das Gewässer aus Richsteinbach und Großwiesenbach zu einem Lebensraum für seltene Pflanzen und für die Libellen entwickelt. Wie in vielen Dörfern nimmt auch in Richstein die Gemeinschaft der Bürger einen hohen Stellenwert ein. Vieles wurde in Eigenleistung geschaffen, besonders am Heimathaus dürfte dies sichtbar geworden sein.

Der Heimatverein – als Verein der Vereine – übernimmt im Ort die Organisatorrolle, die anderen ziehen mit: der Frauenchor, der Männergesangverein, die Laienspielgruppe, die Löschgruppe der Feuerwehr, die Gymnasikgruppe, die Rock- und Bluesfreunde, die Frauenhilfe oder auch die Jugend. Sie hat oberhalb des Friedhofes auf der Grünfläche ihren Platz.

In unmittelbarer Nähe zur Stätte, wo früher die Stadt Richstein gestanden hatte und der Amtssitz mit Sitz des Landgerichts anno 1590 vom Feuer zerstört worden war, treffen sich die jungen Leute.

 

aus Siegener Zeitung 29.06.05


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